Josef – Preußen - Ring
Langbroich. Die Straße im neuen Baugebiet „Auf dem Esel“ in Langbroich wird zukünftig an einen Langbroicher Bürger, Josef Preußen, erinnern, der zum Ende des Zweiten Weltkrieges die hiesige Pfarrkirche St. Mariä Empfängnis vor der totalen Zerstörung bewahrte. Die Straße wird daher nach ihm benannt und „Josef-Preußen-Ring“ lauten; als Zusatz wird der Hinweis „* 1876 + 1970, Rettete die Pfarrkirche 1944“ unter dem Straßennamen stehen. Über Josef Preußen und die Rettung der Langbroicher Pfarrkirche gibt es vielmehr zu berichten, als auf einem kleinen Schild vermerkt werden könnte:
Josef Preußen war Landwirt in Langbroich, hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient und war 68 Jahre alt, als sich im Herbst 1944 die entscheidende Wendung des Krieges näherte. Wie Josef Niessen in einer Chronik zum Heimat- und Schützenfest Langbroich-Harzelt aus dem Jahr 1963 berichtet, hatten Ende September 1944 die ersten Amerikaner Gangelt besetzt. Langbroich-Harzelt war als Frontgebiet auf Befehl des Bataillonskommandeurs Hauptmann Schultheiss evakuiert worden. Aber trotz des scharfen Räumungsbefehls gelang es Josef Preußen, mit seiner Tochter Hubertine und Katharina Bäumers in Langbroich zu bleiben.
Zu den eigentlichen Geschehnissen über die Rettung der Pfarrkirche berichtete der ehemalige Lehrer Friedel Achten 1992 in dem Heft „Oos Platt“ der Volkskundlichen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Heinsberg:
„Am 26. September früh am Morgen versuchten die `Braunen´, die Leute räumen zu lassen. Bei Josef Preußen hatten sie wenig Glück. Er hatte immer gesagt: `Komme was wolle, ich bleibe hier! ´ Seine Familie schmuggelte er am nächsten Tag durch die Front nach Hastenrath. Als alter Soldat bekam Josef Preußen sofort einen guten Draht zum Hauptmann. Das blieb auch so bis ans Ende des Krieges. Mit einem der maßgebenden Soldaten konnte er es besonders gut. Er hatte schon vor Jahren mit dessen Onkel mit Pferden gehandelt. Die Herren kamen in jener Zeit auch oft bei Josef Preußen ins Haus. Plötzlich hieß es: Die Kirche wird morgen gesprengt! Am Abend ging Josef Preußen noch zum Hauptmann. Unter Tränen erzählte er ihm, was die Vorfahren alles getan hatten, um die Kirche aufzubauen. Was an Schweiß und Mühe von Tieren und Menschen in den Mauern saßen. Er sprach lange mit ihm. Bevor Josef Preußen nach Hause ging, sagte der Hauptmann: `Ich überlege mir die Sache heute Nacht noch einmal! ´ Josef Preußen hatte nicht gut geschlafen. Schon früh am Morgen - das Vieh war noch nicht ganz versorgt - kam ein Soldat ihn zum Chef rufen. Der Hauptmann lag noch auf dem Bett. Der Soldat meldete Josef Preußen mit den Worten an: `Hier ist der alte Mann! ´ Sofort rief der Hauptmann: `Schütten Sie dem Mann einen Cognac ein! ´ Er sprang in die Hose und kam herein. Auf einmal sagte er: `Ich habe heute Nacht einen Traum gehabt. ´ `Auch einen guten? ´, fragte Josef Preußen. `Jawohl´, sagte er, `einen sehr guten! Heute Morgen habe ich schon nach Obspringen bei den Soldaten angerufen. Es wird nicht gesprengt! ´ Da fiel Josef Preußen ein Stein vom Herzen. So oft Josef Preußen davon erzählt (Ich sehe ihn als Nachbarsjunge jetzt noch so sitzen auf der Bank) liefen ihm die Tränen leise von den Wangen herunter. `Es war ein angenehmer Kerl, der Hauptmann´, sagte Josef Preußen dann immer. Josef Preußen selbst war auch nicht aufs Maul gefallen, und wenn es Zeit war, konnte er reden! Welch ein Glück für unser Dorf!“